Person und Leben


Sein Platz in der Gesellschaft

Das sind, in kurzen Zügen geschildert, die fahrenden Spielleute, und fragen wir uns nun, an welchen Platz in dieser vielgestaltigen Gesellschaft unser Heinrich Wirri zu stellen sei, so lautet die Antwort: Überall hin! Wir finden ihn sicher nachgewiesen von 1544-1571 und während dieser Zeit tritt er uns entgegen als Erzähler und Verbreiter von allerlei wichtigen und unwichtigen Nachrichten und Begebenheiten, als offizieller Pritschenmeister an Schützenfesten, als Spruchdichter bei Hochzeiten und ähnlichen großartigen Gelegenheiten und als Schauspieler.


Die Wirri in Aarau

Das Geschlecht der Wirri (auch Wirry, Wire, Wirrich geschrieben) taucht um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Aarau auf. Seit dieser Zeit erscheinen in den Steuer- und Taufrödeln, in den Ratsmanualen unsrer Stadt in ununterbrochener Reihe eine ganze Anzahl dieses Namens:
1450 Rudi Wirri in quarto circulo (im 4. Kreis), Hans Wirri in der Vorstadt, Matthis Wirri in der Vorstadt, 1510 Hans Wirri im 1. Stock, 1520 Hans Wirri an der Ringmauer, ebenso der Jung Wirri, 1524 der






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Jung Wirri, der Weber am 4. Stock, 1525 Hans Wirri an der Ringmauer, etwas später Uli Wirri an der Ringmauer, 1531 Erhart Wirri in der Vorstadt, später in der Halden, 1541 Uli Wirri zwischen den Thoren, ebendaselbst 1060 Uli Wirri der alt und Uli Wirri der Jung, aber 1562 nur noch der jung UIi Wirri und alt Uli Wirri’s Frau, 1582 Uli Wirri der Weibel, Ottilie Wirri. 1586 ist ein Joel Wirri Lateinschulmeister in Aarau, 1596 Predikant in Gontenschwyl, wo schon 1557 ein Uli Wirri als Predikant genannt wird. Hier scheint nun das Geschlecht, nachdem es 150 Jahre lang ununterbrochen sich in Aarau erhalten hat, um die Wende des 16. Jahrhunderts durch Aussterben oder Auswandern für unsre Stadt wenigstens erloschen zu sein. Heinrich Wirri, der Sänger aus dem „Addrich im Moos“, einer Novelle, welche zur Zeit des Bauernkrieges, also um 1653 spielt, ist nicht eine historische Persönlichkeit, sondern eine freie Erfindung des Verfassers Heinerich Zschokke, allerdings eine poetische Reminiszenz an unsern Poeten.


Heinrich Wirri

Ein Name ist unter den oben aufgezählten beglaubigten Angehörigen des Geschlechts Wirri nicht vorgekommen und das ist eben derjenige des Heinrich Wirri, der uns heute beschäftigen soll. Das mag nun einmal daher rühren, dass wir in jenem Jungen Wirri, dem Weber, dem Sohne des Hans Wirri, diesen Heinrich zu erkennen haben, andrerseits auch daher, dass er wohl schon frühe seiner Vaterstadt den Rücken wandte; um sein Glück in der Fremde zu suchen. Und so taucht er denn 1544 in Solothurn auf, allwo in diesem Jahre "Heini Wirri, der wäber, von Arow, von minen Herrn zu Burger angenommen wird umb iij Pfund und das er biss fassnachten geweer und harnasch habe." Dieser Verpflichtung ist er denn auch nachgekommen und "Sontags nach Epiphanie d. Anno 1544 uss erwilligung miner Herren hatt das burgerrecht geschworen Heinrich wirri von arow, der wäber, und es hat ihm der Stadtschreiber den Eid geschrieben." In Solothurn weilte er, mit Unterbrechungen wohl an die 10 Jahre, trieb sein Gewerbe und sah sich auch im Schneiderhandwerk um, wie er sich denn in einem Gedicht einen Schneider nennt. In diese Zeit nun fällt der Beginn seiner literarischen und poetischen Bestrebungen. 1555 und 1556 nimmt er seinen "Wohnsitz in Zürich, Anfang der 60 er Jahre treffen wir ihn wieder vorübergehend in Solothurn, von nun an verlässt er die Schweiz, wird Bürger zu Oberzell an der Ips in Österreich und bleibt nun hier wohl bis an sein seliges Ende, kurze Abstecher nach München und Speier abgerechnet. Wann er gestorben ist, lässt sich nicht ermitteln. Seinen letzten Spruch hat er im Jahre 1571 in Wien gedichtet. Seiner eignen Aussage nach war er verheiratet, und wie man aus der besondern Ehrbezeugung, die er in einem seiner Sprüche dem Kurfürsten Ott-Heinrich von der Pfalz wegen seines Verhaltens in religiösen Dingen entgegenbringt, herausmerken kann, mag er sich der neuen Lehre angeschlossen haben, ohne dagegen sich irgendwie um kirchliche Streitigkeiten bekümmert zu haben.

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